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2017

Ein weiteres Jahr geht zu Ende.
Ein Jahr voller neuer Dingen.
Vor einem Jahr habe ich langsam angefangen, mir Lernzettel für das Abitur zu schreiben. Spätestens nach den Weihnachtsferien sind etwa 50 % der Mädchen meines Jahrgangs dauernd mit einem dicken Ordner in der Hand herum gelaufen, in dem sich ausschließlich Lernmaterial für das Abitur befand. Man hat sich Bücher gekauft und kam irgendwie aus dem Lernen nicht so ganz raus (oder aus dem Prokrastinieren, je nachdem…).

Aber was hat es mir gebracht?
Nun sitze ich ein Jahr später am Küchentisch meiner Eltern, in einem Haus, was nicht mehr so richtig zu Hause für mich ist. Ich gehe 40 Stunden in der Woche arbeiten und bekomme dafür ein “Taschengeld” (wer braucht auch schon Mindestlohn?!). Zu Weihnachten und Geburtstag bekomme ich Dinge für die Küche.
Irgendwie fühlt sich das ganz schön alt an. Dafür, dass vor einem Jahr die Zukunft noch so offen war und einem quasi die Welt zu Füßen lag.
Zumindest haben einem das ja immer alle so erzählt.
“Wenn du Abitur hast, kannst du alles machen!”
Nein, kann ich nicht.
Ich kann nicht an einer privaten Uni studieren. Ich kann nicht die Welt bereisen, solange wie es mir gefällt. Ich kann nicht mal eben nach Hamburg ziehen, weil es mir gefällt. Ich kann auch nicht Medizin oder Psychologie studieren (will ich aber auch gar nicht).
Und was ich vor allem nicht kann: ich kann auch heute nicht sagen, was in einem Jahr ist.
Das kann man natürlich nie. Aber – genau wie ein Jahr zuvor – weiß ich nicht, in welcher Stadt ich in einem Jahr wohnen werde. Ich weiß nicht, ob ich eine Ausbildung machen werde oder doch ein Studium. Vielleicht mach ich doch noch ein Auslandsjahr?
Und das nervt. Es nervt, nicht zu wissen, was im Sommer ist. Nicht zu wissen, ob man wirklich das machen kann, was man möchte.
Denn Träume habe ich. So viele, dass es mir unglaublich gute Laune bereitet, aber auch Angst macht. Angst, dass sie zerplatzen, wie eine Seifenblase.
Aber, wenn man dann zurück blickt, auf das Jahr und sieht, was man alles geschafft hat, dann ist man doch irgendwie stolz und gewinnt Zuversicht.

Das Jahr 2017 war erstmal geprägt vom Abitur. Die schriftlichen Abiprüfungen kamen doch irgendwie sehr schnell und auf einmal hatte ich auch einen FSJ-Platz. Dann die mündlichen Prüfungen wenig später. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass ich nach Frankfurt ziehen werde.
Schließlich der Sommer, mit wundervollen Reisen und vor allem ganz viel Meer und unglaublich viel Spaß.
Aber auch Stress. Umzugskartons packen sich leider nicht von allein und in all den Jahren bei den Eltern sammelt sich so viel an. Außerdem galt es, eine Küche einzurichten und Dinge, wie zum Beispiel einen Esstisch, hat man auch nicht in seinem Kinderzimmer rumstehen.
Reisen-packen-reisen-packen. So sah mein Sommer aus.
In all diesem Stress sind auch Dinge verloren gegangen und auf der Strecke geblieben. Ist das normal? Vielleicht.
Vielleicht habe ich mich aber auch auf die falschen Dinge konzentriert.
Schließlich kam dann endlich der Umzug und bereits zwei Tage später bin ich nach Taizé gefahren. Diese Woche im August war eine sehr bereichernde Erfahrung.
Dann begann auch schon mein FSJ und ich verbrachte auf einmal die ersten Tage meiner Woche nur mit arbeiten. Das Leben findet jetzt am Wochenende statt.
Alte Freundschaften lebten in dieser Zeit wieder auf und meine Beziehung zerbrach.

Aber im Rückblick waren die meisten Schritte in diesem Jahr richtig und wichtig.
Wichtig für mich um zu reifen und zu wachsen. Um mehr über mich selbst zu lernen. Um zu lernen, was es heißt, alleine zu wohnen. Um Luxus (wie etwa eine Waschmaschine im Keller) schätzen zu lernen. Um zu lernen, was es heißt, Vollzeit zu arbeiten mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten.
Um zu lernen, was mir wichtig ist. Was mich ausmacht, was ich in meinem Leben machen will.

Vor einem Jahr habe ich gehadert, was ich nach dem Abitur machen soll. Verschiedene Ideen waren in meinem Kopf, aber ziemlich genau vor einem Jahr stand für mich fest, dass ich ein FSJ machen möchte.
Nun hadere ich damit, was ich nach dem FSJ machen möchte. Verschiedene Ideen waren und sind in meinem Kopf und nun verbringe ich meine freien Tage damit, Bewerbungen zu schreiben.
Ich zweifel immer noch an mir, genau wie vor einem Jahr, als ich mich nicht getraut habe. Weil ich mich mit anderen verglichen habe und mir dachte “du bist eh nicht gut genug!”. Aber jetzt bin ich mutiger und traue mich. Mehr als es zu probieren kann ich nicht tun.
Und in einem bin ich mir sicher: egal, was daraus wird; es wird gut werden. Und meine Familie und Freunde werden auch weiterhin hinter mir stehen, egal, ob uns hundert Kilometer trennen oder nicht.