Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in der Küche

Mein erstes Semester ist vorbei und nach und nach gewöhne ich mich daran, nicht mehr in Frankfurt zu wohnen und entdecke die Vorteile der neuen Stadt. Allerdings vermisse ich den Markt in Bornheim sehr und die Möglichkeit, dort gutes Brot zu kaufen.

Ich muss zugeben, dass ich es zwar immer toll fand, das mein Vater und mein Bruder Brot selbst backen, aber ich konnte mir nie vorstellen, dies selbst zu tun. Das liegt zum einen an meiner Faulheit und andererseits lagen meine Prioriäten woanders.

Nach fünf Monaten Brot vom Discounter-Supermarkt reichte es dann allerdings selbst mir und ich fragte nach einem Rezept und bekam prompt ein ganzes Buch von meinem Vater. Also, gleich mal das einfachste Rezept ausprobiert und siehe da: es schmeckt gut und besteht lediglich aus Mehl, Wasser, Salz & Hefe – irgendwie faszinierend. Ich kann entscheiden, welches Mehl ich verwende: Weizen, Dinkel, Roggen, oder eine Mischung… der Möglichkeiten gibt es gar viele. Den Teig kann man abends ansetzen und dann über Nacht im Kühlschrank gehen lassen, was super praktisch ist.

Allerdings soll man die Teigschüssel dabei mit Frischhaltefolie abdecken. Alle ein bis zwei Wochen Frischhaltefolie dafür verschwenden? Irgendwie uncool. Hinzu kommt dann noch Backpapier und eine Tüte zum Einfrieren einer Hälfte des Laibs und eine weitere Tüte zur Aufbewahrung der anderen Hälfte.

Vermutlich ist das immer noch nachhaltiger, als jede Woche im Supermarkt Brot in der Plastiktüte zu kaufen und ich möchte auch lieber nicht so genau wissen, was in diesen Broten drin ist. Aber irgendwie muss das doch nachhaltiger gehen, dachte ich mir.

Aus vollkommen anderen Gründen bin ich dann auf einen Unverpackt-Laden in Leipzig gestoßen mit einem super tollen Sortiment – nicht nur Lebensmittel, sondern eben auch “Hardware”, um das Leben nachhaltiger zu gestalten. Also, Semesterticket geschnappt und auf nach Leipzig (diese Stadt ist sowieso immer die Reise wert).

Im Einkaufskorb landeten dann neben ein paar Sachen fürs Bad und Kaffeebohnen, die mit einem Frachtsegler transportiert wurden, auch eine Dauerbackfolie und ein Bienenwachstuch für Brot.

Am nächsten Tag habe ich dann abends gleich mal einen Teig angesetzt und die Schüssel im Kühlschrank mit dem Bienenwachstuch abgedeckt. Ich muss zugeben, ich war demgegenüber etwas skeptisch. Es soll sich leicht formen lassen, da man mit der Handwärme das Bienenwachs weicher werden lässt. Dumm nur, wenn man meistens kalte Hände hat. Aber nach etwa 10 Minuten Teig kneten waren selbst meine Hände mal warm und das Tuch ließ sich wunderbar über die Schüssel legen und in Form drücken. Meiner Meinung nach auch viel einfacher als Frischhaltefolie, da diese ja oft überall kleben bleibt, nur nicht am Bestimmungsort. Und selbst mit “normalen” Händen, die nicht gerade Teig geknetet haben, ließ sich das Tuch bisher immer gut formen.

Ein anderer Punkt, der mich in Bezug auf das Bienenwachstuch etwas besorgte, war, das ich am nächsten Morgen die Teigreste nicht abbekomme. Denn der Teig geht natürlich hoch und dabei bleibt dann gerne mal ein Rest an der Bedeckung der Schüssel kleben. Und mit dem Teigschaber möchte ich nicht über das Tuch gehen, aus Angst die Bienenwachsschicht abzukratzen. Aber auch den Teig mit einem feuchten Tuch (hier sollte man natürlich kaltes Wasser nehmen, sonst wischt man das Bienenwachs gleich mit ab) abzuwischen funktionierte problemlos. Zudem kann ich das Brot auch direkt in das Tuch einschlagen und muss es nicht in eine Plastiktüte stopfen. Fazit: praktisch, vielseitig verwendbar und stylisch (siehe Bild).

Beim Backen verwendete ich dann auch die Dauerbackfolie. Das ist auch so etwas, was mein Vater und mein Bruder sich irgendwann geholt haben und wofür ich mich lange nicht so recht begeistern konnte. Ich habe nun auch ein leicht anderes, was mir zugegebenermaßen besser gefällt, aber das muss jeder selbst wissen.

Eigentlich verwendet es sich wie normales Backpapier, mit dem Unterschied, dass man es nach dem Backen nicht in die Tonne wirft, sondern stattdessen mit einem feuchten Tuch abwischt, trocknen lässt / abtrocknet und anschließend aufbewahrt fürs nächste Backen. Fazit: einfach in der Handhabung, da leichte Verwendung (es ist ein bisschen schwerer als herkömmliches Backpapier und liegt somit besser auf dem Blech) und leichte Reinigung.

Lediglich die Plastiktüte beim Einfrieren konnte ich nocht nicht eliminieren, da wir nur sehr wenig Platz im Gefrierfach haben und ich mit Mühe und Not überhaupt den halben Laib hineinbekomme.

Und leider ist es wie immer: die Sachen kosten in der Anschaffung erstmal recht viel. Da man die Dauerbackfolie lange verwenden kann, hat man diese Kosten irgendwann raus, da man ja kein normales Backpapier mehr an der Stelle verwendet (allerdings sollte man beachten, dass es nur für das Blech geeignet ist, sollte man es knicken wollen oder Ähnliches, muss man wieder auf herkömmliches Backpapier umsteigen). Das Bienenwachstuch als Brottuch (wegen der Größe) ist leider mit über 20 € recht teuer und das muss es einem schon wert sein. Allerdings kann man auch die Bienenwachsmischung fertig kaufen bzw. sich selbst zusammenstellen und dann mit Stoff eigene Tücher herstellen, dann ist es etwas günstiger.

Hinzuzufügen ist auch nocht, dass diese Dinge zwar etwas nachhaltiger sind, in der Herstellung und dem Transport aber natürlich immer noch Ressourcen verbrauchen und somit eher einen geringen Teil zu einem nachhaltigeren Leben darstellen. Aber so ist es bei vielen Dingen und besser, minimale Fortschritte erzielen, als gar keine. 😉