Die “Kulturhauptstadt” Russlands ist noch nicht einmal 400km von Tallinn entfernt und durch ein neues eVisum wird die ganze Sache nochmal mehr erleichtert.
Über Nacht geht es mit dem Fernbus los und so sind wir Freitagmorgen in Sankt Petersburg. Angekommen geht es erst einmal zu Fuß in Richtung Nevskiy Prospekt, DER Einkaufsstraße in Sankt Petersburg. Hier und da den ein oder anderen Stop eingelegt, Geld getauscht und schon geht es ins Hostel, wo wir einen gemütlichen Raum mit eingebauten Hochbett (ganz classy Altbau) haben. Das Highlight befindet sich aber im Küchen-/Wohnbereich: eine Fensterbank, die herrlich zum drauf chillen einlädt. Fleißig trinken wir erst einmal ganz viel kostenfreien Tee und essen abends Pelmeni, bevor es dann relativ früh ins Bett geht.
Frisch ausgeschlafen geht es dann am nächsten Morgen zu einer Free Walking Tour, wodurch wir einen guten ersten Eindruck von den Sehenswürdigkeiten in der Nähe bekommen und auch ein paar hard facts. Nach einer kurzen Pause im Hostel, welches zum Glück nicht nur günstig ist, sondern auch extrem zentral gelegen, geht es dann zu Fuß zum etwas weiter entfernten Loftprojekt “etagi”. Hier gibt es neben vielen kleinen Läden eine Dachterrasse (kostet leider Eintritt), die einen grandiosen Ausblick über die nächtliche Stadt bietet. Außerdem gibt es herrlich duftenden Glühwein, der natürlich auf der Dachterrasse viel besser schmeckt als woanders. ;P
Der nächste Tag ist regnerisch, was uns allerdings gar nicht stört, da wir eh in die Eremitage wollen. Die Horrorstories über meterlange Schlangen an den Kassen kann ich nicht bestätigen, jedoch waren wir glaube ich auch zu einer sehr touristenuntypischen Zeit (Anfang Januar, aber weit genug weg vom Neujahrstrubel) unterwegs. Auch wenn der Eintritt eh schon erstaunlich wenig kostet, für Studenten jeglicher Nationalität ist er kostenfrei. Herrlich.
Wir haben etwa vier Stunden in der Eremitage zugebracht und bei weitem nicht alles gesehen. Irgendwann kann das Gehirn einfach nichts mehr aufnehmen. Nicht nur die Exponate sind unglaublich, sondern auch die Räume an und für sich, sodass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. Es ist eine komische Vorstellung, wie das Leben im Winterpalast wohl ausgesehen haben mag. Die riesigen Räume (aus manchen könnte man auch eine Boulderhalle machen), der Prunk, die Dekorationen,…
Nach all diesem Überfluss gönnen wir uns ein extrem leckeres Essen in einem georgischen Restaurant und machen uns abends noch mehr oder weniger erflogreich auf die Suche nach einer Bar um ein Bier zu trinken.
Da montags Museen geschlossen, aber Kirchen geöffnet sind, schauen wir uns am folgenden Tag zwei Kirchen an. Zuerst geht es in die Christi-Auferstehungs-Kathedrale, die auch Blutkirche genannt wird, da sie dort erbaut wurde, wo ein Tsar tödlich verwundet wurde. Da diese Kirche nicht mehr in Betrieb ist, kostet sie Eintritt – den Studentenpreis bekommen hier auch leider nur Studierende mit einem russischen Studentenausweis oder einer ISIC. Doch es lohnt sich allemal (zumal es nicht allzu teuer ist). Innen pranken an allen Wänden und Säulen aufwendige Mosaike und man weiß wieder einmal nicht, wohin man zuerst blicken soll. Wie so oft in orthodoxen Kirchen gibt es viel Gold. Selbst an der Decke sind hier Mosaike angebracht. Eine kleine Fotowand zeigt außerdem Bilder von den Restaurierungsarbeiten.
Anschließend geht es noch in die Kasaner Kathedrale, die nur wenige hundert Meter entfernt und noch in Betrieb ist. Sie ist wesentlich schlichter und selbst im Innenraum gibt es rieseige Marmorsäulen, die einem glatt die Sprache verschlagen.
Abends verschlägt es uns dann in ein sogenanntes Anti-Café. Das Prinzip ist hier, dass man nach Zeit bezahlt und nicht die einzelnen Getränke. Es gibt gemütliche Sessel, Co-Working-Spaces und sogar ein Bett. Alles ist etwas zusammengewürfelt, überall liegen Bücher und Instrumente herum, außerdem befindet sich eine enorme ANzahl an Zimmerpflanzen in den Räumlichkeiten. Es ist eine entspannte, etwas alternative Atmosphäre. Neben verschiedenen Kaffees gibt es auch ein paar Kekse und man ist definitiv dazu geneigt, zu versacken (oft gibt es zum Glück auch ein Limit, was es kosten kann). Anschließend trinken wir noch ein Bier in der Bar nebenan. Grundsätzlich gibt es in dem Gebäudekomplex viele Läden, Cafés und Bars, sodass man vermutlich den ganzen Tag von einem zum nächsten ziehen könnte.
Am nächsten Tag bummeln wir ein bisschen in der Stadt rum und gehen abends nochmal zu einer russischen Fastfood-Kette, um günstig Blinis zu essen. Der darauffolgende Tag ist schon der Abfahrtstag und so decken wir uns in einer Bäckerei mit Proviant zu und machen uns dann auf dem Weg zum Busbahnhof. Unterwegs wird von den letzten Rubeln noch ein Märchenbuch mit russischen Lackmalereien gekauft und es geht nochmal ins Anti-Café, bevor wir Russland verlassen.