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Die Rückreise

21 Stunden und 30 Minuten in Fernbussen, davon zweimal über Nacht, 8 Stunden 23 Minuten in Zügen, vier Nächte in drei Hostels. Das ist ein grobe zahlenmäßige Bilanz meiner Rückreise von Tallinn nach Dresden. Fahrten mit der Tram und Fußwege sind hier nicht mit einberechnet.

An meinem letzten Abend in Tallinn nutze ich die Chance und erfülle mir den lang gehegten Wunsch, in ein sehr bekanntes Mittelalterrestaurant in der Altstadt zu gehen. Ich werde auch nicht enttäuscht, es gibt leckeres Essen, Live-Musik und eine angenehme Atmosphäre mit hauptsächlich Kerzenschein. Anschließend schlendere ich noch ein letztes Mal durch die Altstadt, bevor ich dann ins Apartment fahre, um meine Sachen zu holen und mich auf den Weg zum Busbahnhof zu machen. Erstaunlicherweise hat am Ende doch alles in meine Rucksäcke gepasst und ich musste nicht mehr als nötig dalassen. In letzter Minute werde ich doch noch ein bisschen wehmütig und denke über die vergangenen Monate nach. Aber schon ist der Bus da und über Nacht geht es nach Vilnius, die Hauptstadt von Litauen.

Vilnius

Vilnius hat auch eine Altstadt, die sich aber deutlich von der in Tallinn unterscheidet. Es erscheint mir, als würde der mittelalterliche Anteil an Häusern abnehmen, je weiter westlich man fährt und Riga bildet dabei die Mitte zwischen den drei Hauptstädten der baltischen Staaten.

Die Altstadt von Vilnius ist schön, an manchen Stellen sieht man, dass dort Häuser im Krieg zerstört wurden. Die Universität liegt hier mitten in der Altstadt, was ich mir als Studierende/r sehr schön vorstelle. Es gibt verwinkelte Gassen, aber auch breitere Straßen. Allgemein ist die Altstadt nicht nur für Fußgänger und Lieferverkehr, sondern allgemein für den Verkehr offen, was für mich etwas befremdlich ist nach der Zeit in Tallinn.

Neben der Altstadt schaue ich mir auch noch das etwas kreativere, alternative Viertel Uzupis an und laufe auf einen Hügel mit drei Kreuzen. Unterwegs komme ich dabei an den Song Festival Grounds von Litauen dabei. Vom Hügel aus hat man eine wunderbare Sicht über Vilnius (s. Bild). Außerdem ist hier noch etwas mehr vom Schnee liegen geblieben, der in dicken weißen Flocken am Vormittag vom Himmel fiel. Zum Glück gibt es in der Altstadt genug Cafés um sich aufzuwärmen.

Am Abend sammel ich mein Gepäck wieder ein, welches ich am Bahnhof abgegeben habe und setze mich in den nächsten Fernbus.

Warschau

Am nächsten Morgen bin ich dann auch wieder in der gleichen Zeitzone wie Deutschland. Dummerweise habe ich mich auf der Karte etwas verguckt und so steige ich etwas ungünstig aus dem Bus. Nun liegen etwas mehr als zwei Kilometer Fußmarsch vor mir. Normalerweise wäre das kein Problem, aber mit geschätzten dreißig Kilogramm Gepäck, verteilt auf zwei Rucksäcke, wird das Ganze doch schnell unspaßig. Zumal es extrem früh am Morgen ist und somit auch noch kein Café oder Ähnliches geöffnet ist. Jedoch birgt das auch den Vorteil, dass ich erlebe, wie die Stadt langsam erwacht und mehr und mehr Menschen auf den Straßen sind. Schließlich hat dann doch ein Café geöffnet und ich kann mich mit einem leckeren Frühstück stärken, bevor es weiter in Richtung Hostel geht.

Dort angekommen kann ich zum Glück meine Rucksäcke in einem Gepäckraum ablegen und mich kurz ausruhen. Anschließend geht es zu einer Free-Walking-Tour mit dem Thema “Jüdisches Warschau”. Es ist echt interessant, aber auch erschreckend, unter welchen Umständen die jüdischen Menschen im zweiten Weltkrieg versucht haben, zu überleben. Polen hatte damals die größte jüdische Diaspora in Europa. Heute ist vom Warschauer Ghetto nicht mehr viel zu sehen, ein paar Häuser sind stehen geblieben und es gibt Markierungen, wo die Mauer verlief. Schautafeln mit Bildern und Karten verdeutlichen die damalige Situation etwas, dennoch ist es schwer begreiflich.

Bei der Tour lerne ich einen anderen Erasmus-Studenten kennen, der ähnliches für seine Rückreise geplant hat, wie ich, nur mit anderen Stopps. Nach der Tour fahren wir zu einem kleinen Bistro, welches ihm empfohlen wurde und essen dort sehr lecker für sehr wenig Geld. Anschließend zeigt er mir noch die Altstadt von Warschau und wir schauen uns die Universität an, auf der Suche nach der Bibliothek. Irgendwann finden wir dann die Universitätsbibliothek. Ein imposantes Gebäude mit Café und Buchhandlung im EIngangsbereich und viel grün. Leider kommt man nur mit einem Ausweis rein, sodass wir uns die eigentliche Bibliothek nicht anschauen können.

Schließlich trennen sich unsere Wege und ich mache mich auf den Weg in mein Hostel, um endlich einzuchecken, zu duschen und etwas auszuruhen, bevor es am folgenden Tag in die nächste Stadt geht.