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Pfadfinder

Am 9. April 2008 besuchte ich zum ersten Mal eine Pfadfinder-Gruppenstunde. Das ist jetzt 10 Jahre her.
Damals fand ich es ziemlich erstaunlich, wie lange meine Gruppenleiterinnen schon dabei waren und wagte überhaupt nicht daran zu denken, jemals an diesen Punkt zu kommen.
Ich besuchte also erstmal die Gruppenstunde, ein Jahr später kamen Lager hinzu, irgendwann dann die erste Fahrt mit der Gruppe.
Es war genau das, was ich mochte und mir Spaß machte. Aber eben auch für blöde Kommentare in der Schule sorgte (was sich mit der Zeit zum Glück aber änderte).
Ich war also Pfadfinderin in einer reinen Mädchen-Pfadfinderschaft.
Je älter ich wurde, desto besser gefiel es mir – obwohl es auch Zeiten gab, in denen ich kurz davor war, alles hinzuschmeissen. Jugend leitet Jugend heißt eben auch schon viel Verantwortung in jungen Jahren.
Mit 14 wurde ich zur Pinne ernannt, ich bekam ein blau-weißes Halstuch und gehörte nun endlich zu denen, die größere Aufgaben übernehmen durften und Verantwortung mittrugen. Ein Jahr später machte ich den Ausbildungskurs zur Gruppenleiterin – Jugendleitercard mit inbegriffen – und eröffnete zusammen mit einer Freundin meine eigene Gruppe.
Ich fuhr mit auf Sommerlager als Teamerin, organisierte Veranstaltungen am Ort und vieles mehr.
Einerseits wächst man da eben so rein und lernt vieles kennen. Andererseits muss man auch viel Zeit investieren, was manchmal neben Schule und anderen Hobbies/Interessen gar nicht so einfach ist.
Dennoch bin ich am Ball geblieben, habe mich fortgebildet und bin an meinen Aufgaben gewachsen.
Ein Jahr lang habe ich die Gruppe alleine geleitet, dann musste ich sie durch mein FSJ abgeben. Dafür engagiere ich mich heute auf anderer Ebene und versuche meine Stärken und Talente sinnvoll einzubringen.
Durch die Pfadfinder habe ich unzählbar viele tolle Momente gehabt und wunderbare Menschen kennengelernt. Ich habe viel Unterstützung erfahren und auch Zutrauen. Zutrauen in mich und meine Fähigkeiten. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig für junge Menschen, dass ihnen etwas zugetraut wird und sie dadurch erfahren, was sie gut können und wo vielleicht auch noch ihre Grenzen liegen. In diesem Zutrauen liegt aber auch Wertschätzung für den Menschen an sich.
Durch die Pfadfinder habe ich Orte in Deutschland gesehen, die ich sonst niemals entdeckt hätte. Ich habe auch schon an dem ein oder anderen unüblichen Platz übernachtet und mehr als eine verrückte Idee umgesetzt (“Wie wir übernachten auf dem letzten Tag des Haijks quasi direkt neben dem Zeltplatz? Dann sollten wir unbedingt in der Nacht auf den Lagerplatz schleichen und irgendwas machen!” – im Endeffekt haben wir Milchpackungen umgestellt und Geschirrtücher versteckt).
“Geschichten die das Leben halt so schreibt” habe ich dank der Pfadfinder mehrere. Ich könnte berichten, wie schön der Regen klingt, wenn er auf das Zeltdach prasselt – aber des öfteren gleichzeitig Sorgen vor überschwemmten Lagerplätzen auslöst. Ich könnte davon erzählen, wie wir einmal zu fünft nach Bayern gefahren sind, um nachts ein 200 Mann starkes Lager zu besuchen und zu versuchen die Fahne zu klauen. Oder davon, wie wir mal an über 30 Ameisenhaufen langgelaufen sind. Wie wir auf einem Aussichtsturm übernachtet haben (Aussicht war top, aber der Wind…). Wie wir mit anderen aus unserer Bruder-Pfadfinderschaft und Leuten, die Jungscharen & Co machen, nach Frankreich zum Ausbildungskurs gefahren sind und uns abends gefühlt haben, als seien wir nicht erst wenige Stunden, sondern schon mehrere Tage dort.
Wie wir Anfang November wandern waren und inklusive Höhenmeter mehr als 30km an einem Tag gelaufen sind, was ich nie von mir gedacht hätte.
Wie wir in Eckernförde als Zeitvertreib gesungen haben und uns jemand angesprochen hat, da er auch Pfadfinder war.

Ich treffe so oft auf andere, die auch Pfadfinder sind, oder es zumindest mal waren. Sei es auf der Arbeit, in Taizé oder sonst wo. Egal in welchem Bund; Pfadfinder ist etwas, was Menschen bewegt, prägt und einen einfach nicht mehr so ganz loslässt.
Und das ist etwas unglaublich wertvolles, was wir uns bewahren sollten!