Mütter und warum wir aufhören sollten, dass Wort sprachlich so abzuwerten

Vor ein paar Wochen habe ich meinen Mitbewohner schriftlich darin erinnert, seinen Satellitenmessenger mit in ein Klettergebiet zu nehmen, wo die Netzabdeckung sehr schlecht ist. Er antwortete mit “Danke Mommy” inklusive einem Emoji und einem Herz.

Ich muss zugeben: zuerst ist mir die Nachricht negativ aufgestoßen, auch wenn ich wusste, dass sie auf keinsten so intendiert war von ihm. Ich will meine Mitbewohner*innen nicht bemuttern und eigentlich auch keine anderen Personen. Und dann habe ich darüber nachgedacht. Was diese Nachricht mit mir gemacht hat und was ich an meiner Reaktion nicht richtig finde.

Wir kennen doch alle diese Sprüche: “keine Frau will mit ihrer Mutter verglichen werden”, “kein Kind möchte sein wie seine Mutter”. Diese negative Konnotation mit dem bemuttern – sofort kommen einem da die Assoziationen von nerven, überbesorgt und anstrengend sein.

Natürlich stehen dem gegenüber auch die Liebe einer Mutter, die doch so hoch gewertet wird und die Aufopferung. “Wie eine Löwin für ihr Kind”. Doch Anerkennung gibt es dafür nur wenig und schon gar nicht in bezahlter Form (ja, ich rede von unbezahlter Care-Arbeit).

Dennoch müssen wir dringend das gesellschaftliche Bild der Mutter überdenken und mehr dafür sorgen, dass Menschen, die sich als Mutter identifizieren, wertgeschätzt werden. Und dabei rede ich nicht von Blumen, einer Schachtel Pralinen und einem selbstgemalten Bild von den Kindern zum Muttertag. Ich meine “echte” Anerkennung. Im Sinne, dass Haushalts- und Carearbeit als eben solche gesehen wird – Arbeit. Dass ihre Entscheidungen ernst genommen und nicht kritisiert werden. Wer sind wir denn, ungefragt Kommentare zu Aussehen, Erziehung und allgemein dem Leben zu machen?! Dazu hat keine Person das Recht. Dann muss sich schließlich auch keine*r über das Phänomen “regretting motherhood” wundern. Wobei es häufig gar nicht darum geht, die eigenen Kinder nicht zu lieben, sondern mit dem Druck der gesellschaftlichen Rolle als Mutter nicht klarzukommen. Das Thema wird übrigens mit aufgearbeiten in “Hexen – Die unbesiegte Macht der Frauen” von Mona Chollet.

Warum müssen wir dann also auch noch den Begriff an und für sich gesellschaftlich so abwerten? Anstatt wertzuschätzen, dass sich da wer Gedanken gemacht hat. Dass da wer ist, der sich um das Wohlergehen von einem sorgt. Dass sich wer kümmert und einen nicht alleine lässt. Egal in welcher Form. Seien es nun gesprochene Worte oder ein Care-Paket für einen vorhersehbaren schwierigen Tag oder eben das kleine bisschen mehr Haushalt in der WG. Solange mensch sich dabei wohlfühlt und es freiwillig erfolgt, ist das doch etwas wunderbares. Mehr Solidarität und mehr Aufeinander-Schauen braucht es doch gerade in diesen politischen Zeit, wo immer mehr konservative Politiker*innen Macht gewinnen. Lasst uns anfangen, den Begriff mit mehr Anerkennung, Wohlmut und Liebe zu fühlen.

Kleine Anmerkung: ich verstehe, dass nicht alle ein gutes Verhältnis zur (biologischen) Mutter haben und das möchte ich an dieser Stelle auch nicht absprechen. Es geht mir mehr um den Begriff an und für sich und die gesellschaftliche Konnotation. Wie wir ein solidarisches Miteinander nennen ist subjektiv an vielen Stellen.

3 Tage im Harz

Im vergangenen Jahr habe ich angefangen, alleine wandern zu gehen. Für viele mag das erstmal einsam klingen. Und zugegeben: manchmal ist es das auch. Aber sehr oft eben auch nicht. Sehr oft ist es einfach wunderschön, sich in Zug, Bus oder Tram zu setzen, ein Stündchen zu fahren und einfach mal raus aus der Stadt zu kommen. Frischer Wind um die Nase und ganz viel Natur. Dadurch habe ich Chemnitz und vor allem Sachsen nochmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Und gewisse Freiheiten extrem zu schätzen gelernt. Zum Beispiel die, dass ich mir unter der Woche einen Tag freinehmen und einfach “ausbüchsen” kann aus meinem Alltag. Und ein Studierendenticket ist einfach enorm viel wert.

Ich war dann sogar drei Tage in den Alpen wandern und habe auf Hütten übernachtet – etwas, was ich unbedingt mal machen wollte. Damit habe ich mir also im vergangenen Sommer einen Traum erfüllt. Eigentlich wollte ich dieses Jahr auch wieder in die Berge fahren zum Wandern. Eventuell sogar länger – am liebsten aus den drei Tagen gleich drei Wochen machen. Aber das ist aktuell weder finanziell, noch zeitlich für mich zu stemmen. Ich schreibe nämlich aktuell meine Bachelorarbeit – oder versuche mich zumindest darin. Da ist allein ein Tag Anreise einfach zu viel. Zumal ich natürlich mal wieder mehr dumme Ideen als Zeit habe. Glücklicherweise brauche ich aber gar nicht groß Nachdenken, mein Gehirn kommt gerne von selbst mit neuen Ideen um die Ecke, was man denn so unternehmen könnte. Und so kam mir im April der Harz in den Sinn.

Na gut, dann also in den Harz dieses Jahr. Der ist auch wenigstens nicht so weit weg. Und vielleicht könnte man sich ja von wem ein Zelt ausleihen und auf Campingsplätzen übernachten? Nach einer kurzen Recherche hat sich nämlich herausgestellt, dass Biwakplätze inzwischen auch mehr und mehr nach Deutschland kommen, aber ihren Weg leider noch nicht den Harz gefunden haben. Schnell ist eine Route gefunden mit einer Anreise von gerade einmal vier Stunden. Schließlich noch ein Datum und die Campingplätze buchen. An der Stelle wird es etwas tricky, weil ich den Mittwoch vor Pfingsten starten will und die meisten Campingplätze an dem Wochenende bereits ausgebucht sind (kommt davon, wenn man erst im Mai buchen will). Also werden es eben nur drei Tage. Aber drei Tage sind besser als nichts sage ich mir.

Am Vortag bin ich noch sehr gestresst, weil viel zu erledigen ist, noch Termine anstehen und ich eigentlich mehr als genug zu tun habe. Eigentlich könnte ich doch einfach zu Hause bleiben und meinen Berg an Aufgaben abarbeiten. Kann man auch als “Bergsteigen” bezeichnen, wenn man will. Aber gebucht ist gebucht und Stornieren geht nicht mehr (bzw. wird es teuer). Also packe ich am Abend noch meinen Rucksack, mit geliehenem Zelt und Essen und geliehener Wanderkarte. Denn: wenn schon eine Auszeit, dann richtig. Also auch vom Handy und dieser ganzen hektischen Gesellschaft. Was nicht heißt, dass ich mein Handy nicht dabei habe. Klar, für den Notfall und um am Freitag eine Bahnverbindung rauszusuchen ist es super. Eigentlich wäre zu der Karte ein Kompass auch noch richtig schlau, aber den habe ich nicht und verpeilt rumzufragen, ob mir jemand sowas leihen könnte. Nun ist es zu spät.

Ich mache mich also am 1. Juni gegen 5 Uhr morgens auf den Weg zum Bahnhof. Glück für mich: das 9€-Ticket gilt endlich. Pech für mich: Im Zug sind tatsächlich welche, die nach Sylt wollen und um 5:30 Uhr ihr prompt ihr erstes Bier aufmachen. Ich bin froh, in Leipzig anzukommen und gönne mir dort ein kleines Frühstück. Da ich bereits auf der Hinfahrt mein Handy nicht nutzen will, fällt mir auf, wie sehr wir alle immer dran hängen. Außer mir frühstücken bei dem Bäcker drei weitere Leute und alle haben mit ihrem Smartphone zu tun. Unter anderen Umständen würde auch ich an meinem hängen, aber gerade bin ich froh, dass es im Rucksack ist. Um kurz nach 10 Uhr komme ich in Bad Sachsa an und mache erstmal einen kleinen Umweg in den Ort, wo ich dann tatsächlich einen einfachen Kompass erstehen kann. Nun geht es mit Karte und Kompass weiter aus der Stadt raus und rein in den Wald. Immer wieder gibt es große Flächen, die von Stürmen zerwütet oder wo großflächig Bäume gefällt wurden. Schließlich komme ich wieder durch einen kleinen Ort und im Anschluss geht es über Serpentinen weiter hinauf. Gefühlt laufe ich dabei mehr Kilometer, als eigentlich sein müsste. Aber nun gut. Ein Energieriegel und meine Laune ist wieder top. Fröhlich laufe ich weiter. Dabei begegnet mir den ganzen Tag eher selten jemand auf meinen Wegen. Immer wieder scheint die Sonne, aber irgendwann türmt sich eine dunkle Wolkendecke auf. Es ist bereits am Nachmittag und ich bin nicht mehr weit von meinem Ziel entfernt. Ob ich es noch schaffe, trocken anzukommen? Dort wäre eine Bushaltestelle und in etwa zwei Stunden würde sogar ein Bus in die richtige Richtung fahren. Aber ich bin nicht in den Harz gekommen, um Bus zu fahren und laufe also weiter. Ich komme durch ein Langlaufgebiet, erkennbar an den Markierungen der Loipen. Allerdings haben hier die letzten Stürme extrem deutliche Spuren hinterlassen und der Ferne sind auch Kettensägen zu hören. Vermutlich werden dort die Schäden halbwegs beseitigt. mancherorts sind die Bäume einfach komplett mit Wurzeln umgekippt und tragen jetzt trotzdem wieder Blätter. Schon etwas bizarr. Schließlich fängt es an zu tröpfeln und steigert sich tatsächlich irgendwann in richtigen Regen. Kurz vor einer Straße beschließe ich also, die Regenjacke anzuziehen und die Regenhülle über den Rucksack zu machen. Doch ein paar Minuten später hört es schon wieder auf. Mir egal, irgendwie habe ich sowieso gerade gute Laune. Nicht mehr lange und ich bin am Campingplatz angekommen. Bilanz des Tages: etwa 19 km. Erstmal das Zelt aufbauen, ein bisschen dehnen und kurz etwas essen. Das Zelt lädt leider nicht so zum Verweilen ein, weil es ein Ein-Mann-Biwakzelt ist und lediglich genug Raum zum Schlafen bietet. Allerdings wird es bald frisch, ich gehe also duschen und verkrieche mich zurück ins Zelt, esse noch ein bisschen was und lese. Zwischendurch regnet es wieder und ich genieße den herrlichen Luxus von Regentropfen, die aufs Zelt prasseln. Solange man nicht Gefahr läuft abzusaufen, ist das eins der schönsten Geräusche für mich!

Am nächsten Morgen bin ich früh wach, bleibe aber noch etwas liegen und öffne schonmal das Zelt. Kaum zu glauben, aber wahr – strahlend blauer Himmel! Gut, wenn man den Kopf ein bisschen rausstreckt, sieht man ein paar Wolken, aber dazu ist es ja sowieso noch zu frisch. Irgendwann stehe ich dann doch auf, ziehe mich etwas wärmer an und mache mich an mein Morgen-Chaos: Zelt abbauen und in die Sonne zum Trocknen hängen, Frühstücken, fertig machen, abspülen, Umziehen und mit Sonnencreme eincremen und alles irgendwie wieder in den Rucksack bekommen. Das ist eindeutig noch ausbaufähig. Dennoch komme ich so gegen 8 Uhr los und bin schnell auf dem gewünschten Weg, da ich am Vortag bereits am Schild vorbeigelaufen bin. Es ist ein herrlich sonniger Tag und die Wege sind derzeit noch gut ausgeschildert. Glück für mich, denn ich habe im vergangenen Jahr gelernt, dass ich gerne mal dazu neige Wegmarkierungen zu übersehen. Ich will an diesem Tag hoch auf den Brocken, bevor es weiter Richtung Bad Harzburg geht. Auf der Karte habe ich nämlich gesehen, dass der quasi auf der Mitte meines Weges liegt und da kann ich ja nicht einfach so dran vorbeilaufen! Ich befinde mich nun im Nationalpark Harz und so gibt es auch Schilder mit Erklärungen. Beispielsweise dachte ich am Vortag, dass die großen Flächen abgestorbener Nadelbäume Folgen des Klimawandels und Borkenkäfers sind. Teilweise sind viele gerodete Flächen tatsächlich dem Borkenkäfer geschuldet. Allerdings wird – typisch Nationalpark – die Natur hier größtenteils sich selbst überlassen und damit geht auch einher, dass die Monokulturen von Fichten nicht weiter betrieben werden. Es entstehen also neue, diversere Räume im Wald. Nachzulesen gibt es das genauer hier. Je näher ich dem Brocken komme, desto mehr Menschen begegne ich auch. Schließlich wandelt sich der Weg von Schotter hin zu einer Art Betonplatten. Gar nicht zu meiner Freude, gerade beim Wandern finde ich es abscheulich, auf Asphalt oder Ähnlichem zu laufen. Ich sehe zum ersten Mal die berühmte Harzer Schmalspurbahn und halte etwas später sogar an, um Fotos zu machen. Schließlich geht es auf einer Straße zum gipfeln. Für mich sind es Massen, die sich hier hochbewegen. Surrende E-Bikes, Menschen auf Mountainbikes und Gravelrädern. Außerdem enorm viele zu Fuß, unter anderem auch ein Schulausflug. Oben kommen dann noch die hinzu, die mit der Bahn hochgefahren sind. Allerdings bin ich wie angepeilt um 12 Uhr an meinem Ziel. Allerdings fällt die Mittagspause kürzer aus als gedacht – ich esse schnell mein Brot, mache noch ein paar Fotos (siehe Titelbild) und begebe mich dann schleunigst auf den Weiterweg. Der ist dummerweise auch mit diesen komischen Platten versehen. Bergab ist das noch schlimmer, als bergauf. Grundsätzlich ist bergab nämöich richtig anstrengend meiner Meinung nach. Schließlich komme ich zu einem Stausee, wo der Weg endlich besser wird. Bei dem strahlend guten Wetter wäre es eine willkommene Abkühlung, etwas im See zu schwimmen. Aber leider ist das verboten, also weiter geht’s. Mit Hilfe der Hinweisschilder, Karte und Kompass versuche ich, mich aus einem möglichst guten Winkel an Bad Harzburg heranzupirschen, um nicht unnötig viel Strecke in der Stadt zurücklegen zu müssen. Außerdem gerate ich langsam unter Zeitdruck, denn ich will nicht zu spät am Campingplatz sein, da ich keine Ahnung habe, wie lange man sich dort anmelden kann. Und Abendessen brauche ich tendenziell dann auch noch und so langsam ist die ganze Aktion hier auch etwas anstrengend. Natürlich ist mein Versuch auch nicht von Erfolg gekrönt. Ich bin zwar irgendwann in Bad Harzburg, doch habe keine Ahnung, wo genau und wo ich lang muss Richtung Campingplatz. Jetzt wäre so ein Handy schlau, was einen einfach ortet… Schließlich erkenne ich, in welche Richtung ich laufen muss und komme irgendwann an meinem Ziel an. Ich baue das Zelt grob auf (die Heringe wollen leider nicht in den Boden) und gehe nochmal kurz in den Supermarkt. Zurück auf dem Platz leihe ich mir einen Hammer aus, doch die Sache wird nicht so viel besser. Zwar steht das Zelt, aber gut abgespannt sieht anders aus. Naja, für eine Nacht wird es wohl reichen. Bilanz des Tages: definitiv über 30 km!

Am nächsten Tag werde ich etwas später wach und quäle mich auch dementsprechend etwas später aus dem Schlafsack. Trotzdem komme ich wieder um kurz nach 8 Uhr los, weil ich bereits routinierter bin. Erstmal geht es durch die Stadt und zwischendurch verliert sich mal wieder die Wegmarkierung. Doch gerade der Kompass hilft zu peilen, in welche Richtung man möchte. Meine Füßen schmerzen noch vom Vortag und zwischendurch überlege ich, ob ich nicht doch lieber einfach einen Bus nehmen sollte. Aber so sehr tun sie dann doch nicht weh. Nach circa 15 km komme ich dann in Goslar an. Es ist ein sehr warmer, sonniger Tag und so genehmige ich mir eine Waffel mit Eis zur Belohnung. Ich schaue mir noch ein wenig das Städtchen an und genieße das Flair, welches durch eine Musikgruppe noch verschönert wird. Schließlich mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, wo ich auch das erste Mal mein Handy wieder nicht nur dazu nutze, auf die Uhr zu schauen. Der Zug kommt bereits verspätet in Goslar an und ich überlege kurz, einfach noch eine Stunde zu warten und ein Verbindung mit weniger Umstiegen zu nehmen. Entscheide mich aber dagegen. Meinen anschließenden Umstieg verpasse ich, weswegen ich bis nach Magdeburg mitfahre. Und hier bereue ich meine Entscheidung, nicht noch eine Stunde in Goslar gewartet zu haben. Denn es ist Freitagnachmittag, vor Pfingsten und noch dazu gilt das 9€-Ticket. Es wollen also ganz, ganz viele Menschen mit der Bahn irgendwo hinfahren und manche versuchen es selbst mit Fahrrad, aber ich bin froh, überhaupt noch einen Platz im Stehen im Zug nach Leipzig bekommen zu haben. Der hat dann natürlich auch entsprechend Verspätung, sodass ich meinen Anschluss verpasse. Aber naja, wer mit der Bahn fährt, sollte da ein wenig Entspannung mitbringen. Im letzten Zug sitzen dann auch andere Studierende meiner Uni, sogar jemand aus dem StuRa und es wird eigentlich noch ganz lustig.

Ein paar kleine Tipps/Tricks:

  • Zahnputztabletten lassen sich in kleiner Stückzahl im Unverpackt-Laden kaufen und passen in einem Plastiktütchen überall rein
  • fürs Frühstück am besten Müsli schon zu Hause mischen, eventuell mit Trockenobst und dann einfach Sojamilchpuler (Asia-Laden) mit Wasser anrühren und dazu (am besten auch noch etwas Proteinpulver)
  • möglichst wenig außen an den Rucksack hängen – wer jedoch wie ich nicht den ganz großen Rucksack nehmen möchte, kann auch Schlafsack oder Zelt in einen wasserdichten Packsack packen und mit etwas Paracord am Rucksack befestigen, dann hat man gleich noch etwas Paracord dabei
  • Outdoor-/Barfusssocken sind prima, um auf dem Zeltplatz nicht barfuß über die Schotterwege laufen zu müssen – nehmen aber weniger Platz & Gewicht ein, als zum Beispiel Flipflops
  • morgens erst Zelt abbauen und zum Trocknen aufhängen, dann frühstücken!
  • Karte und Kompass sind super Wegbegleiter und sorgen dafür, dass man sich auf sich selbst und seinen Orientierungssinn verlässt und nicht einfach auf das Handy, welches einen eventuell auch falsch ortet, gerade im Wald

Die Rückreise II

Weiter geht es von Warschau nach Danzig. Diesmal mit dem Zug. Vorsichtshalber habe ich mich im Hostel vorher nochmal erkundigt, ob ich auch wirklich richtig gebucht habe. Denn die Website war komplett auf polnisch, eine Sprache, von der ich noch nicht mal ein Wort kenne. Und der Preis ist für mein deutsches Denken viel zu niedrig. Stimmt aber alles. Und so steige ich am Bahnhof in einen ICE, der mich in weniger als drei Stunden nach Danzig bringt. Mit Sitzplatzresevierung und einem kostenfreiem Tee. Da ich einen Fensterplatz zugewiesen bekommen habe, kann ich die Landschaft genießen – erst Schnee, dann irgendwann nur noch grau und schließlich Sonne. Herrlich.

In Danzig angekommen schlage ich mich zum Hostel durch und richte mich dort etwas ein. Schließlich bin ich ganze zwei Nächte hier, da kann man schonmal etwas häuslich werden. Anschließend erkunde ich zum ersten Mal etwas die Altstadt und organisiere mir ein frühes Abendessen, bevor ich den Abend in Ruhe ausklingen lasse.

Am nächsten Morgen ist dann auch jemand vom Hostel da und gibt mir noch ein paar Tipps, was man so machen kann. Nach dem Frühstück geht es also wieder los in Richtung Altstadt, wo ich mich noch ein bisschen genauer umsehe. Die Altstadt ist wirklich toll, die Häuser sind erhalten geblieben und drängen sich dicht aneinander zum Schutz vor dem Wind. Ich entdecke eine kleine Markthalle und schlendere durch die Gassen, bevor ich einen Kaffee trinken gehen.

Danach geht es kurz zurück ins Hostel, wo ich mein Sportzeug einpacke und mich dann wieder auf den Weg mache. Da es regnet und ich ausreichend Zeit habe, habe ich mich entschieden das Solidarnosc Zentrum zu besuchen. Es ist ein modernes Gebäude am Hafen, der Eintritt ist mehr als erschwinglich und man erhält einen Audio-Guide. Ich lasse mich von selbigem durch die Ausstellung führen und erfahre viel über diese Arbeiterbewegung, die für ordentlich Aufstand im vergangenen Jahrhundert gesorgt hat. Es ist wirklich spannend und gut gemacht, jedoch auch ziemlich viel, sodass ich gegen Ende manche Parts überspringe, da mein Kopf voll ist.

Schließlich mache ich mich auf den Weg in Richtung Boulderhalle, um mich ein bisschen zu bewegen. Auf dem Weg zurück ins Hostel organisiere ich mir noch ein Abendessen und somit ist meine Zeit in Danzig auch schon wieder vorbei.

Breslau

Wieder geht es mit dem Zug weiter. Diesmal nach Breslau. Der Zug ist schon etwas älter und ziemlich voll, mit meinem großen Gepäck ist das kein großer Spaß (zum Glück habe ich eine Sitzplatzreservierung), aber auch diese fünf Stunden gehen um und ich befinde mich in Breslau, wo ich mich auf den Weg ins Hostel mache. Darauf folgt das obligatorische Abendessen und ein frühes ins Bett gehen.

Am nächsten Vormittag erkunde ich die Altstadt und das jüdische Viertel. Bedrückend ist es, auf dem Platz zu stehen, von wo aus die Breslauer Juden von den Deutschen in Lager versandt wurden. Ein Schild weist auf polnisch, deutsch und jiddisch darauf hin. Es ist der Innenhof von einem unglaublich schönen Gebäude und einer Synagoge, wo auch heute noch eine jüdische Gemeinde beheimatet ist. Erdrückend zu wissen, dass man aus einem Land mit einer unglaublich brutalen Geschichte kommt. Und noch viel bedrückender, dass es auch heute noch Menschen gibt, die behaupten, dass sei alles nicht wahr und Nationalsozialismus, Rassismus & Co. befürworten.

Am Rande der Altstadt schaue ich mir dann noch eine mittelalterliche Kirche an und begebe mich dort auf die “Büßerinnenbrücke” – eine gemauerte Brücke zwischen den beiden Türmen mit einer lustigen Namensgeschichte und einem fantastischen Ausblick über die Stadt und die Umgebung (s. Foto).

Schließlich esse ich in einem kleinen Imbiss endlich Pierogi und anschließend noch ein Eis, weil das Wetter einfach viel zu gut ist, um sich kein Eis zum Abschluss der Reise zu gönnen. Denn danach ist es für mich schon an der Zeit, mein Gepäck im Hostel abzuholen und mich auf den Weg zum Busbahnhof zu machen.

Die Rückreise

21 Stunden und 30 Minuten in Fernbussen, davon zweimal über Nacht, 8 Stunden 23 Minuten in Zügen, vier Nächte in drei Hostels. Das ist ein grobe zahlenmäßige Bilanz meiner Rückreise von Tallinn nach Dresden. Fahrten mit der Tram und Fußwege sind hier nicht mit einberechnet.

An meinem letzten Abend in Tallinn nutze ich die Chance und erfülle mir den lang gehegten Wunsch, in ein sehr bekanntes Mittelalterrestaurant in der Altstadt zu gehen. Ich werde auch nicht enttäuscht, es gibt leckeres Essen, Live-Musik und eine angenehme Atmosphäre mit hauptsächlich Kerzenschein. Anschließend schlendere ich noch ein letztes Mal durch die Altstadt, bevor ich dann ins Apartment fahre, um meine Sachen zu holen und mich auf den Weg zum Busbahnhof zu machen. Erstaunlicherweise hat am Ende doch alles in meine Rucksäcke gepasst und ich musste nicht mehr als nötig dalassen. In letzter Minute werde ich doch noch ein bisschen wehmütig und denke über die vergangenen Monate nach. Aber schon ist der Bus da und über Nacht geht es nach Vilnius, die Hauptstadt von Litauen.

Vilnius

Vilnius hat auch eine Altstadt, die sich aber deutlich von der in Tallinn unterscheidet. Es erscheint mir, als würde der mittelalterliche Anteil an Häusern abnehmen, je weiter westlich man fährt und Riga bildet dabei die Mitte zwischen den drei Hauptstädten der baltischen Staaten.

Die Altstadt von Vilnius ist schön, an manchen Stellen sieht man, dass dort Häuser im Krieg zerstört wurden. Die Universität liegt hier mitten in der Altstadt, was ich mir als Studierende/r sehr schön vorstelle. Es gibt verwinkelte Gassen, aber auch breitere Straßen. Allgemein ist die Altstadt nicht nur für Fußgänger und Lieferverkehr, sondern allgemein für den Verkehr offen, was für mich etwas befremdlich ist nach der Zeit in Tallinn.

Neben der Altstadt schaue ich mir auch noch das etwas kreativere, alternative Viertel Uzupis an und laufe auf einen Hügel mit drei Kreuzen. Unterwegs komme ich dabei an den Song Festival Grounds von Litauen dabei. Vom Hügel aus hat man eine wunderbare Sicht über Vilnius (s. Bild). Außerdem ist hier noch etwas mehr vom Schnee liegen geblieben, der in dicken weißen Flocken am Vormittag vom Himmel fiel. Zum Glück gibt es in der Altstadt genug Cafés um sich aufzuwärmen.

Am Abend sammel ich mein Gepäck wieder ein, welches ich am Bahnhof abgegeben habe und setze mich in den nächsten Fernbus.

Warschau

Am nächsten Morgen bin ich dann auch wieder in der gleichen Zeitzone wie Deutschland. Dummerweise habe ich mich auf der Karte etwas verguckt und so steige ich etwas ungünstig aus dem Bus. Nun liegen etwas mehr als zwei Kilometer Fußmarsch vor mir. Normalerweise wäre das kein Problem, aber mit geschätzten dreißig Kilogramm Gepäck, verteilt auf zwei Rucksäcke, wird das Ganze doch schnell unspaßig. Zumal es extrem früh am Morgen ist und somit auch noch kein Café oder Ähnliches geöffnet ist. Jedoch birgt das auch den Vorteil, dass ich erlebe, wie die Stadt langsam erwacht und mehr und mehr Menschen auf den Straßen sind. Schließlich hat dann doch ein Café geöffnet und ich kann mich mit einem leckeren Frühstück stärken, bevor es weiter in Richtung Hostel geht.

Dort angekommen kann ich zum Glück meine Rucksäcke in einem Gepäckraum ablegen und mich kurz ausruhen. Anschließend geht es zu einer Free-Walking-Tour mit dem Thema “Jüdisches Warschau”. Es ist echt interessant, aber auch erschreckend, unter welchen Umständen die jüdischen Menschen im zweiten Weltkrieg versucht haben, zu überleben. Polen hatte damals die größte jüdische Diaspora in Europa. Heute ist vom Warschauer Ghetto nicht mehr viel zu sehen, ein paar Häuser sind stehen geblieben und es gibt Markierungen, wo die Mauer verlief. Schautafeln mit Bildern und Karten verdeutlichen die damalige Situation etwas, dennoch ist es schwer begreiflich.

Bei der Tour lerne ich einen anderen Erasmus-Studenten kennen, der ähnliches für seine Rückreise geplant hat, wie ich, nur mit anderen Stopps. Nach der Tour fahren wir zu einem kleinen Bistro, welches ihm empfohlen wurde und essen dort sehr lecker für sehr wenig Geld. Anschließend zeigt er mir noch die Altstadt von Warschau und wir schauen uns die Universität an, auf der Suche nach der Bibliothek. Irgendwann finden wir dann die Universitätsbibliothek. Ein imposantes Gebäude mit Café und Buchhandlung im EIngangsbereich und viel grün. Leider kommt man nur mit einem Ausweis rein, sodass wir uns die eigentliche Bibliothek nicht anschauen können.

Schließlich trennen sich unsere Wege und ich mache mich auf den Weg in mein Hostel, um endlich einzuchecken, zu duschen und etwas auszuruhen, bevor es am folgenden Tag in die nächste Stadt geht.

St Petersburg

Die “Kulturhauptstadt” Russlands ist noch nicht einmal 400km von Tallinn entfernt und durch ein neues eVisum wird die ganze Sache nochmal mehr erleichtert.

Über Nacht geht es mit dem Fernbus los und so sind wir Freitagmorgen in Sankt Petersburg. Angekommen geht es erst einmal zu Fuß in Richtung Nevskiy Prospekt, DER Einkaufsstraße in Sankt Petersburg. Hier und da den ein oder anderen Stop eingelegt, Geld getauscht und schon geht es ins Hostel, wo wir einen gemütlichen Raum mit eingebauten Hochbett (ganz classy Altbau) haben. Das Highlight befindet sich aber im Küchen-/Wohnbereich: eine Fensterbank, die herrlich zum drauf chillen einlädt. Fleißig trinken wir erst einmal ganz viel kostenfreien Tee und essen abends Pelmeni, bevor es dann relativ früh ins Bett geht.

Frisch ausgeschlafen geht es dann am nächsten Morgen zu einer Free Walking Tour, wodurch wir einen guten ersten Eindruck von den Sehenswürdigkeiten in der Nähe bekommen und auch ein paar hard facts. Nach einer kurzen Pause im Hostel, welches zum Glück nicht nur günstig ist, sondern auch extrem zentral gelegen, geht es dann zu Fuß zum etwas weiter entfernten Loftprojekt “etagi”. Hier gibt es neben vielen kleinen Läden eine Dachterrasse (kostet leider Eintritt), die einen grandiosen Ausblick über die nächtliche Stadt bietet. Außerdem gibt es herrlich duftenden Glühwein, der natürlich auf der Dachterrasse viel besser schmeckt als woanders. ;P

Blick von der Dachterrasse

Der nächste Tag ist regnerisch, was uns allerdings gar nicht stört, da wir eh in die Eremitage wollen. Die Horrorstories über meterlange Schlangen an den Kassen kann ich nicht bestätigen, jedoch waren wir glaube ich auch zu einer sehr touristenuntypischen Zeit (Anfang Januar, aber weit genug weg vom Neujahrstrubel) unterwegs. Auch wenn der Eintritt eh schon erstaunlich wenig kostet, für Studenten jeglicher Nationalität ist er kostenfrei. Herrlich.

Wir haben etwa vier Stunden in der Eremitage zugebracht und bei weitem nicht alles gesehen. Irgendwann kann das Gehirn einfach nichts mehr aufnehmen. Nicht nur die Exponate sind unglaublich, sondern auch die Räume an und für sich, sodass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. Es ist eine komische Vorstellung, wie das Leben im Winterpalast wohl ausgesehen haben mag. Die riesigen Räume (aus manchen könnte man auch eine Boulderhalle machen), der Prunk, die Dekorationen,…

Deckenverzierung im Winterpalast (und ja, es gibt auch noch größere Kronleuchter)

Nach all diesem Überfluss gönnen wir uns ein extrem leckeres Essen in einem georgischen Restaurant und machen uns abends noch mehr oder weniger erflogreich auf die Suche nach einer Bar um ein Bier zu trinken.

Da montags Museen geschlossen, aber Kirchen geöffnet sind, schauen wir uns am folgenden Tag zwei Kirchen an. Zuerst geht es in die Christi-Auferstehungs-Kathedrale, die auch Blutkirche genannt wird, da sie dort erbaut wurde, wo ein Tsar tödlich verwundet wurde. Da diese Kirche nicht mehr in Betrieb ist, kostet sie Eintritt – den Studentenpreis bekommen hier auch leider nur Studierende mit einem russischen Studentenausweis oder einer ISIC. Doch es lohnt sich allemal (zumal es nicht allzu teuer ist). Innen pranken an allen Wänden und Säulen aufwendige Mosaike und man weiß wieder einmal nicht, wohin man zuerst blicken soll. Wie so oft in orthodoxen Kirchen gibt es viel Gold. Selbst an der Decke sind hier Mosaike angebracht. Eine kleine Fotowand zeigt außerdem Bilder von den Restaurierungsarbeiten.

Blick an die Decke in der Blutskirche

Anschließend geht es noch in die Kasaner Kathedrale, die nur wenige hundert Meter entfernt und noch in Betrieb ist. Sie ist wesentlich schlichter und selbst im Innenraum gibt es rieseige Marmorsäulen, die einem glatt die Sprache verschlagen.

Abends verschlägt es uns dann in ein sogenanntes Anti-Café. Das Prinzip ist hier, dass man nach Zeit bezahlt und nicht die einzelnen Getränke. Es gibt gemütliche Sessel, Co-Working-Spaces und sogar ein Bett. Alles ist etwas zusammengewürfelt, überall liegen Bücher und Instrumente herum, außerdem befindet sich eine enorme ANzahl an Zimmerpflanzen in den Räumlichkeiten. Es ist eine entspannte, etwas alternative Atmosphäre. Neben verschiedenen Kaffees gibt es auch ein paar Kekse und man ist definitiv dazu geneigt, zu versacken (oft gibt es zum Glück auch ein Limit, was es kosten kann). Anschließend trinken wir noch ein Bier in der Bar nebenan. Grundsätzlich gibt es in dem Gebäudekomplex viele Läden, Cafés und Bars, sodass man vermutlich den ganzen Tag von einem zum nächsten ziehen könnte.

Am nächsten Tag bummeln wir ein bisschen in der Stadt rum und gehen abends nochmal zu einer russischen Fastfood-Kette, um günstig Blinis zu essen. Der darauffolgende Tag ist schon der Abfahrtstag und so decken wir uns in einer Bäckerei mit Proviant zu und machen uns dann auf dem Weg zum Busbahnhof. Unterwegs wird von den letzten Rubeln noch ein Märchenbuch mit russischen Lackmalereien gekauft und es geht nochmal ins Anti-Café, bevor wir Russland verlassen.

Finnisch Lappland

Die Reise beginnt

Chancen soll man bekanntermaßen immer nutzen und so hieß es, Rucksack packen und auf nach Finnland!

Mit der Fähre ging es nachmittags erst einmal nach Helsinki und von dort aus weiter mit dem Bus, über Nacht, immer Richtung Norden.

Der erste richtige Stopp war dann in Rovaniemi, damit das Arktische Museum angeschaut werden konnte. Selbiges war in der Tat ziemlich interessant, da man viel über die Region und die Menschen, die dort leben, erfahren konnte. Allerdings gab es mehrere Reisebusse, die zur gleichen Zeit dort Halt machten. Zudem war die Zeit sehr knapp und so war es ein recht kurzes Vergnügen. Weiter ging es dann zu einem großen Supermarkt, der für deutsche Verhältnisse doch sehr interessant war. Neben den üblichen Lebensmitteln, Haushaltsgegenständen und Kleidung gab es hier nämlich auch Eishockeyschläger und sogar Ski.

Anschließend wurde für zwei Stunden Halt gemacht in Santa Claus’ Village – eine absolute Touristenattraktion, bei der man für jedes bisschen Action Geld bezahlen muss und deren Sinn ich vermutlich nie verstehen werde. Wir beschlossen, dass Beste rauszuholen und haben uns bei der Elfenfarm eingekauft, wo wir Rentiere streicheln konnten, sowie Schafe und Ziegen und genossen einen Punsch am Lagerfeuer. Das Wetter spielte leider auch gar nicht so gut mit, zwar lag Schnee, allerdings regnete es zu der Zeit, als wir dort waren. Und so waren nicht viele Leute mit uns dort und wir konnten ganz in Ruhe die Tiere streicheln und uns vom Lagerfeuer etwas räuchern lassen.

Nun gut, Santa haben wir dann nicht mehr hallo gesagt, sondern sind in den Bus Richtung Ziel gestiegen. In Saariselka angekommen lag endlich richtig dick Schnee. Wir bezogen die Hütte mit insgesamt fünf Mädels und freuten uns erst einmal über die Ausstattung: neben Kaminofen und eigener Sauna gab es nämlich auch noch eine super ausgestattete Küche, die sogar über einen Backofen verfügte. Einen Luxus, den keine von uns in Estland genießen kann. Der Guide der Gruppe, der auch den Check-In mit uns machte, fand es glaube ich sehr amüsant, wie sehr wir uns über die Annehmlichkeiten gefreut haben. Schnell waren die Betten verteilt und bezogen und wir aßen alle erstmal eine Kleinigkeit. Dann wurde natürlich der Kamin angemacht und wir machten es uns mit Punsch, Mandarinen und Zimtschnecken eine Weile gemütlich.

Unser Zuhause für die nächsten Tage

Unser Guide hatte uns erzählt, dass man von ganz oben vom Hügel aus die größte Chance auf Nordlichter hätte, und so machte ich mich mit einer Freundin noch auf den Weg, jedoch leider ohne Erfolg.

Freizeit

Am nächsten Tag wurde zuerst ausgeschlafen. Endlich wieder mal in einem Bett schlafen, der Bus hatte nämlich leider alles andere als viel Platz im Beinbereich.

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns zu viert auf den Weg, um den Nationalpark etwas genauer zu erkunden und wählten dafür eine Strecke von etwa sieben Kilometern. Zu Beginn gab es eine “Aurora Cabin”, eine Hütte mitten im Wald, von der aus man bei guten Bedingungen Nprdlichter sehen können soll. Nebendran brannte ein Lagerfeuer, es gabe Toiletten und die Hütte hatte einen frei zugänglichen Raum, um Pause zu machen und sich wieder etwas aufzuwärmen.

Lagerfeuer bei der Aurora Cabin

Aber genug am Feuer gestanden, auf ging es in den Wald, durch den Schnee, über Bäche und hinauf auf einen Hügel. Nach einer Weile kamen wir an die Baumgrenze und somit in den Genuss einer atemberaubenden Aussicht. Je höher wir kamen, desto windiger wurde es logischerweise. Hinzu kam, dass man immer wieder in den Tiefschnee einsank und so brauchten wir eine ganze Weile, um hinauf zu kommen. Schließlich war es geschafft, wir genossen kurz die Aussicht und machten uns dann schleunigst wieder auf den Weg nach unten. Nicht nur, dass man schnell friert bei den Bedingungen, sondern es war bereits früher Nachmittag und die Sonne würde bald untergehen. Einen Teil des Rückweges, der an einem Bach entlang führte und somit die Gefahr barg in selbigen zu fallen, legten wir deswegen auch mit Stirnlampen zurück. Nach einer kleinen Runde am Feuer ging es dann hinauf auf den Hügel von unserer Hütte. Eigentlich sollte hier eine Art Café sein, schließlich gab es sogar einen Skilift hier hoch (und natürlich Pisten wieder runter), jedoch hatten wir mal wieder verpeilt auf die Uhrzeit zu achten. Glücklicherweise war der Schlitten mit dabei und so konnten wir einen großen Teil des Weges hinunter Schlitten fahren, was bei der Strecke und zu zweit ziemlich Spaß machte.

Nach einem kurzen Einkauf gab es dann endlich leckeres Abendessen und der Abend klang vor dem Kamin aus, mit einem erneuten kleinen Spaziergang auf den Hügel in der Hoffnung auf Nordlichter.

Sauna mit Baden im Fjord

Der nächste Tag begann dann recht früh, da wir alle einen Tagestrip nach Norwegen dazu gebucht hatten. Mit dem Bus ging es durch verschneite Landschaften, die von der Sonne beschienen wurden. Der Hinweis, man solle sich auf jeden Fall anschnallen, da es sein könnte, dass der Bus abrupt bremesen muss falls Rentiere auf der Straße sind, war auf jeden Fall richtig. Mehr als einmal kreuzten Rentiere unseren Weg und wir hatten die Chance, sie durch die Fenster zu betrachten. Bei unserem ersten Stopp kurz vor der Grenze hatten wir jedoch auch die Gelegenheit, für ein minibisschen Rentierschlitten zu fahren. Es war leider wirklich nur sehr kurz und hat sich daher preislich eigentlich nicht so gelohnt, Spaß gemacht hat es natürlich aber trotzdem. Die hausgemachte Waffel danach war auch nicht schlecht und schließlich ging es zurück in den Bus und über die Grenze. Die Landschaft begann sich nun auch langsam zu verändern; die Hügel wurden zu richtigen Bergen und wir kamen auch an einem großen Fluss vorbei, der teilweise zugefroren war und zudem sehr wichtig für den norwegischen Lachsfang ist.

Schließlich bogen wir auf eine schmale Straße, die nach Bugøynes führte. Dieses kleine Dorf sieht wirklich klischeehaft norwegisch aus, ist natürlich an einem Fjord gelegen (oder auch am arktischen Ozean, zumindest wird das gerne behauptet) und lag zur MIttagszeit bereits in der Dämmerung. Da die Gruppe vor uns verspätet war, mussten wir noch warten, bis wir unsere Fischsuppe mit Seelachs essen konnten und hatten die Chance einen kleinen Spaziergang durch den Ort zu machen. Die Häuser waren erleuchtet und wirkten gemütlich einladend, sodass man am liebsten gleich dageblieben wäre. Schließlich ging es ins Bistro, wo uns der Inhaber etwas über den Ort erzählte und wie das Leben dort so ist.

Blick auf Bugøynes

Anschließend ging es wieder etwas raus aus dem Dorf und in eine holzbefeuerte Sauna. Zwischen den Saunagängen hieß es, ins kalte Wasser zu laufen und sich so zu erfrischen. Da es bereits Nacht war, leuchteten über uns die Sterne und, lucky us!, nicht nur das, sondern es waren auch Nordlichter zu sehen. Was eine Zeit!

Ganz geflasht davon ging es dann zurück nach Saariselka, mit einem kurzen Zwischenstopp im Souvenirladen.

Alaskan Huskies

Der Mittag bot eine Aktivität an, auf die wir uns schon lange freuten: Huskyschlitten fahren. Zwar war nach der Einweisung die Angst erstmal größer als die Freude, aber das legte sich wieder. Für unsere Gruppe ging es erstmal zu zwei Welpen, die wir auf den Arm nehmen durften, und ich wette, mehr als die Hälfte hätte gerne mindestens eine der beiden mitgenommen. Wir erfuren dabei auch, dass Huskies mehr als ein Kilogramm am Tag essen und im Sommer sozusagen Pause haben, bevor dann im Winter wieder Schlitten (oder reintheoretisch auch Autos) gezogen werden. Autos aber nur zu Training und nicht im Normalfall.

Als wir dann selbst auf dem Schlitten stehen/sitzen, merken wir schnell, wie lauffreudig und kräftig diese Tiere sind. Selbst ich, die eigentlich eine riesen Angst vor Hunden hat, fühle mich wohl. Zumindest, als ich sitze und später, beim Fahren, nach einer kurzen Eingewöhnung. Wie immer bei solchen Sachen war die Fahrt natürlich viel zu schnell vorbei. Bevor es allerdings zurück in die Hütten ging, gab es noch Tee/Kaffee und extrem gute Zimtschnecken.

Blick vom Huskyschlitten

Den Rest des Nachmittags nutzten wir dann, um nochmal Schlitten zu fahren, Zeit vor dem Kamin zu verbringen und etwas zu essen. Denn abends ging es mit dem Bus auf Nordlichter Jagd. Jedoch war es, wie in den vorherigen Tagen auch, extrem bewölkt in der Gegend und teilweise sogar so warm, dass es mancherorts regnete, sodass wir keinen Erfolg hatten.

Sichtweite unter 100 Meter

Nun brach schon der letzte Tag an und nach dem Frühstück hieß es Sachen packen und die Hütte wieder auf Vordermann bringen. Wir durften unser Gepäck dann im Bus lassen und hatten noch etwas Freizeit, die wir dazu nutzen, mal wieder auf den Hügel hochzulaufen und nun endlich in das Café zu gehen, um heiße Schokolade zu trinken und Doughnuts zu essen, was unser Guide empfohlen hatte. Es war so neblig an dem Tag, dass man bereits nach ein paar Schritten das Hotel, welches auf dem Weg lag, nicht mehr sehen konnte. Und so war leider nicht viel mit schöner Aussicht, aber dafür hatten wir immerhin ein Plätzchen im warmen mit Kamin.

Schließlich machten wir uns auf den Weg den Hügel hinunter, um zum Bus zu kommen, damit wir die Heimreise nach Tallinn antreten konnte, wo wir dann am nächsten Mittag ankamen.

Alles in allem eine tolle Reise, die natürlich mal wieder viel zu kurz war und Lust auf mehr gemacht hat!

Helsinki

Es ist etwa die Mitte der Vorlesungszeit hier in Estland und wir haben daher eine Woche keine Vorlesungen, sondern andere Verpflichtungen für die Uni. Die perfekte Gelegenheit also, seine Sachen zu packen und ein bisschen die Welt zu erkunden. Der Weg führt mich nach Helsinki, die Hauptstadt Finnlands, die etwa doppelt so viele Einwohner in den umliegenden Bezirken hat, wie in der Stadt selbst, weil das einfach unbezahlbar ist. Bereits vor der Reise lese ich den ein oder anderen Artikel über diese Stadt und das Land und die Vorfreude steigt mit jedem gelesenen Wort. Ich bin gespannt, was ich so erleben werde und ob die Natur Finnlands genauso schön ist, wie ich es mir erträume.

Tag 1

Der Wecker klingelt früh, die Fähre legt um sechs Uhr morgens ab und in Tallinn fahren um diese Uhrzeit nur Taxis, wofür ich etwas zu geizig bin. Also heißt es, etwa eine Stunde zum Hafen zu laufen. Dafür kann ich dann fast direkt aufs Schiff, ergattere einen Fensterplatz und verbringe die nächsten zwei Stunden damit, Podcasts zu hören.

In Helsinki angekommen ist es hell geworden und ich mache mich zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt, wo ich mich mit einem Bekannten (Finne, der ein Jahr in unserer Klasse war und passenderweise in Helsinki lebt) treffe. Er führt mich ein bisschen durch die Innenstadt und zeigt mir den Dom und vor allem die Universität. Der Campus erscheint riesig und grenzt direkt an die Geschäfte der Innenstadt. Zentraler geht es kaum noch. Ein großer Teil der Gebäude stammt aus der Zeit, als die Universität nach Helsinki verlegt wurde und ist somit schon etwas älter. Für mich erscheinen es auf den ersten Blick unzählige Gebäude, die umwabert werden von diesem typischen Universitätsflair. Klar, dass ich mir in Gedanken schon wieder ausmale, wie es wohl wäre, hier zu studieren. Bis mir erklärt wird, dass es wohl nicht ganz so einfach ist, an der Universität von Helsinki angenommen zu werden und es nur die Besten schaffen. Hm, dann wohl doch nicht.

Nach einer kurzen Stärkung in einer der Mensen, in denen es eine bunt gemischte Auswahl an Speisen und – typisch finnisch – ein Glas Milch (sogar auch Pflanzenmilch) gibt, trennen sich dann unsere Wege fürs erste und ich mache mich zu Fuß auf den Weg in mein Hostel (ja, ich bin ziemlich geizig, was ÖPNV angeht). Besagter Weg führt mich durch ein Viertel voller Second Hand Läden, Antiquariaten, Künstlerbedarfsläden und natürlich Cafés – das Kallio Viertel. An und für sich sind das nicht unbedingt ungewöhnliche Dinge für Helsinki, aber es wirkt doch etwas mehr links, etwas mehr grün, mehr öko, als im Rest der Stadt. Wenn man esgooglet gilt es als hippes Viertel für Studenten und junge Paare. Der Rucksack ist doch etwas schwer mit der Zeit und so mache ich eine kurze Pause in einem Café, schockiert von dem stolzen Preis von 3,80 € für einen Cappuccino, versuche ich selbigen so gut wie möglich zu genießen. Im Hostel angekommen habe ich sogar ein Bett am Fenster zugewiesen bekommen und bin mit der Auswahl doch recht zufrieden. Danach geht es wieder zurück durch die Stadt, wo ich einfach ein bisschen durch die bummel und mir alles anschaue. Anschließend geht es mit dem Bekannten zur Pfadfindergruppenstunde, denn die Welt ist klein und so hatten wir nicht nur einen Austauschschüler in unserer Klasse, sondern der ist auch noch Pfadfinder und ich lerne, dass finnische Gruppenstunden sich gar nicht so sehr von den Deutschen unterscheiden. Jedoch gibt es in Finnland quasi nur eine Pfadfinderschaft, während es in Deutschland ganz viele unterschiedliche Bünde gibt und wir sind auch nicht so digital unterwegs. Aber das ist ja eher etwas, was man auf gesamt-Deutschland beziehen kann.

Tag 2

An diesem Morgen mache ich mich auf den Weg in Richtung einer der Häfen. Mein Ziel ist die kleine Insel Suomenlinna die mit einer städtischen Fähre zu erreichen ist. Vorher habe ich jedoch noch ein anderes Ziel: bereits am Vortag habe ich hier aus der Ferne Schiffsmasten gesehen die ziemlich sehr nach Traditionsseglern aussahen. Und so ist es auch, etwa zehn der stolzen Schiffe liegen hier am Kai und ich kann mich gar nicht satt sehen. Am liebsten würde ich direkt eines der Schiffe entern und einfach drauf los segeln. Aber vermutlich wäre es dazu auch zu windig gewesen.

Also nehme ich doch die Fähre nach Suomenlinna und erkunde die Insel mit ihrer Festung. Es wirkt alles ein bisschen verschlafen, obwohl ich nicht die einzige Touristin bin. Ich genieße die Seeluft und finde sogar eine Schaukel mit Blick auf das Wasser.

Schaukel mit Ausblick auf Suomenlinna

Zurück auf dem Festland mache ich mich dann auf Nahrungssuche und bummel anschließend nochmal ein bisschen durch einen anderen Teil der Innenstadt, wobei mich mein Weg durch Outdoorläden und Buchhandlungen führt. Insbesondere in einem der Antiquariate bin ich doch sehr fasziniert von der Auswahl der fremdsprachigen Bücher und fühle mich rundum wohl, umgeben von selbigen.

Am Nachmittag treffe ich dann meinen Bekannten wieder und wir fahren in ein Stadion um uns ein Eishockeyspiel anzuschauen. Denn den finnischen Nationalsport sollte man sich nicht entgehen lassen. Zwar ich auch schonmal in Deutschland bei Eishockeyspielen, aber das hier ist nochmal eine ganz andere Liga. Das Spielen der Nationalhymne der beiden Mannschaften zu Beginn des Spiels ist zwar etwas befremdlich, aber danach geht es spannend los. Ich bewundere ja immer noch sehr, wie die Eishockeyspieler so gut Schlittschuh laufen können und vor allem dabei nicht die ganze Zeit auf die Fresse fliegen.

Tag 3

Mein Weg führt mich an diesem Morgen etwas raus aus der Stadt in den Nuuksio Nationalpark, wo ich ein bisschen laufe und die frische Luft genieße. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne lässt alles in goldenen Herbstfarben erstrahlen. Im Gegensatz zu Estland gibt es hier sogar ein paar Hügel/Berge, sodass ich den ein oder anderen Höhenmeter mache. Allerdings sind auf dem Weg häufig genau an den Stellen Treppen aus Holz oder Stahl, der Weg ist also mehr als gut ausgebaut und auch hinreichend beschildert. Mein Ziel, das Haltia Naturzentrum, erreiche ich nach circa 7 km. Ich bin zwar nicht viel gelaufen, habe aber umso mehr die Schönheit der Natur genießen können, zumal das Wetter mitgespielt hat.

Finnischer Herbst im Nationalpark Nuuksio

Nach einem Mittagessen mit Blick über den See schaue ich mir noch das Naturzentrum an. Man bekommt einen Audioguide, es gibt viele Bilder und Videos aus der finnischen Natur, zu denen einem etwas erklärt wird. Es ist wirklich spannend und der Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Tag 4

Es ist bereits mein letzter Tag. Ich checke aus meinem Hostel aus und mache mich mal wieder zu fuß auf den Weg in die Innenstadt. Dort gehe ich in der Nähe vom Dom zum Kauppatori, einem Marktplatz direkt an dem Hafen, wo auch die Fähre nach Suomenlinna ablegt. Neben einigen Ständen mit dem typischen Tourikram, gibt es auch ein paar Einheimische, die Strickwaren und Wikingerschmuck verkaufen.

Anschließend besichtige ich noch das Stadtmuseum von Helsinki. Der Eintritt ist frei und die Mitarbeiter super freundlich, sodass ich meinen Rucksack an der Info abstellen darf, da er nicht in die Schließfächer passt. Das Museum ist klein, aber fein und man erfährt viel über die Geschicht Helsinkis bis hinein in die Gegenwart. Neben der interaktiven Ausstellung gibt es auch noch die Möglichkeit, sich nur Bilder anzuschauen. Als ich meinen Rucksack wieder abhole werde ich gefragt, wie ich mit dem schweren Teil durch die Gegend laufen könnte (das frage ich mich manchmal auch, wobei mich vielmehr beschäftigt, warum der schon wieder so schwer war) und ob ich durch Europa reisen würde. Smalltalk mit einem Finnen, die eigentlich nicht wirklich bekannt dafür sind.

Nachdem ich mich kurz nochmal mit meinem Bekannten getroffen habe, mache ich mich auf den Weg zur Fähre, um wieder zurück nach Tallinn zu fahren. Helsinki, es war schön und ich komme wieder!

Ein Wochenende in Riga

Da Riga mit dem Bus weniger als fünf Stunden entfernt liegt und die Bustickets immer wieder im Angebot sind, erscheint es geradezu als ein Muss, mal für ein paar Tage nach Riga zu fahren.

Letztes Wochenende war das dann der Fall. Am Freitagabend spät angekommen, begann der Aufenthalt so richtig erst am Samstag mit dem Frühstück. Anschließend ging es zu einer kostenfreien Führung durch die Altstadt, die etwa 2,5 Stunden dauerte und viele neue Information beinhaltete. Zudem bekam man einen ersten Eindruck und konnte sich schonmal ein wenig orientieren, was man noch so machen und sehen möchte und wie die Altstadt aufgebaut ist. Anschließend ging es dann erstmal in die Bar / das Café “Black Magic”, welches sich in einer alten Apotheke befindet. Hier kann man nicht nur leckere Pralinen mit dem für Riga typischen “Black Balsam” (Schnaps) erhalten, sondern auch leckeren Kuchen und warme Getränke. Zudem ist das Café auch heute noch als Apotheke identifizierbar, was dem ganzen einen besonderen Flair gibt und zum Verweilen einlädt.

Anschließend ging es ein wenig zu Fuß durch die Altstadt, natürlich mit der Kamera im Gepäck und der ein oder andere Laden wurde auch angesteuert (jaa, es gibt sehr viele schöne Sachen aus Wolle in Riga).

Bevor es dunkel wurde ging es dann noch rauf auf den Turm der St. Peter’s church, von wo aus man eine nicht allzu schlechte Sicht über Riga hat.

Blick vom Turm der St. Peter’s church

Zum Abendessen ging es dann in ein Restaurant mit mittelalterlichem Ambiente, welches sich in einem Gewölbekeller befand. Neben leckeren Speisen gab es zudem auch noch live-Musik von einem Mann mit Gitarre. Kein schlechter Abschluss für so einen Tag also.

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück ein paar Meter raus in der Altstadt zur Besichtigung einer orthodoxen Kirche, was ich persönlich immer sehr spannend finde, da ich bisher noch nicht so oft die Gelegenheit dazu hatte, mir orthodoxe Kirchen anzuschauen und selbige sich ja doch nochmal von evangelischen oder katholischen unterscheiden.

Auf dem Weg zurück in die Altstadt ging es am Freiheitsdenkmal vorbei, welches etwa aus der Zeit des Jugendstil stammt. Nach einer kleinen Kaffeeepause ging es dann noch in den Dom, welcher eine imposante Orgel und einen wunderschönen Kreuzgang hat. Leider gibt es sonntag mittags kein Konzert auf der Orgel…

Neben dem Busbahnhof gibt es mehrere große Markthallen, sodass man sich ordentlich mit leckerem Essen versorgen kann, bevor man dann schon wieder den Bus nach Hause besteigt.

Grundsätzlich finde ich Riga eine sehr schöne Stadt, zumindest das was ich davon gesehen habe. Genauso wie in Tallinn sind jedoch auch hier viele Spuren der Deutschen zu finden und man findet immer wieder Inschriften aus deutsch an Häusern oder in Kirchen. Interessanterweise sind in der Altstadt auch Häuser aus dem Jugendstil zu finden. Leider gibt es auch einige Häuse, die stark sanierungsbedürftig sind und daher auch oft leerstehen, obwohl man bestimmt viel damit machen könnte. Allerdings ist in Lettland die Arbeitslosenquote zwar relativ gering, dies ändert aber nichts daran, dass das durchschnittliche Einkommen außerhalb Rigas unter der Hälfte des durchschnittlichen Einkommens in Estland liegt. Im vergleich zu Deutschland sieht es noch schlechter aus. Die verschiedenen Besatzer, zuletzt die Sowjetunion haben ihre Spuren im Land hinterlassen und sei es nur der Mangel an Sanierungen.

Wasserfälle

Was ich an Estland wirklich bemerkenswert finde, sind die öffentlichen Verkehrsmittel, also hauptsächlich die Busse. Nicht nur, dass ich als Einwohnerin von Tallinn den ÖPNV innerhalb der Stadt kostenfrei nutzen kann, sondern es fahren auch einige Busse in die Umgebung. Fährt man etwa 40 Minuten raus, hat man die Stadt bereits ein ganzes Stück hinter sich gelassen und ist dabei aber nicht wirklich viel ärmer geworden, anders als in Deutschland. Was man in einer deutschen Stadt für eine Einzelfahrt bezahlt, zahlt man hier für eine Strecke raus ins Freie. Hinzu kommt, dass die Busse auch wirklich fahren, teilweise zwar nicht unbedingt stündlich, aber man kommt definitiv ans Ziel und auch wieder nach Hause. Das lädt natürlich dazu ein, nicht nur die Hauptstadt, sondern auch die Gegend zu erkunden. Und ein bisschen Natur hat noch niemandem geschadet, eher im Gegenteil.

Jägala Wasserfall

Jägala Wasserfall

Der erste Ausflug führte zum Jägala Wasserfall. Was auf den Bildern relativ spektakulär aussah, war jedoch bei unserem Besuch nur etwa ein Drittel, trotz vielem Regen in den letzten Wochen. Aber die bunten Herbstblätter machten das wieder wett und wir liefen los. Vorbei an einer verlassenen Wohnsiedlung, wo natürlich der ein oder andere Blick in eines der Häuser nicht fehlen durfte, liefen wir jedoch schon bald auf geteerten Wegen. Uncool.

Das Ziel war eine Hängebrücke, die kurz vor der Mündung ins Meer über den Fluss lief. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch an einem Wasserkraftwerk vorbei und davor bildete der Fluss quasi einen See. Wäre der Wasserstand bei der Hängebrücke höher gewesen, hätte man diese nicht mehr trockenen Fusses überqueren können. Auf der anderen Seite befand sich dann ein riesen Golfplatz, auf welchem sich sogar Wohnhäuser befanden und der nicht enden wollte. Irgendwann waren wir dann weg davon und liefen auf Straßen entlang in Richtung eines Dorfes. Dort befand sich in der Nähe zum Glück eine Bushaltestelle, sodass wir wieder nach Hause fahren konnten.

Blick von der Hängebrücke

Keila Wasserfall

Vergangenen Samstag ging es dann zum Keila Wasserfall (s. Titelbild), dem drittgrößten Wasserfall Estlands. Hier war die Busanbindung definitiv noch besser und der Wasserfall direkt am Rande eines kleinen Ortes. Grundsätzlich ist der Wasserfall in einen kleinen Park eingebunden, aber es gibt gute Wege, die durch den Wald und ans Meer führen. Der Wasserfall an und für sich ist zwar klein, aber schön. Verlässt man den Park, begegnen einem auch nicht mehr allzu viele Menschen und wir machten erstmal ein kleines Picknick am Strand. Dabei schien sogar die Sonne, sodass die bunten Blätter noch mehr leuchteten als ohnehin schon. Anschließend liefen wir weiter den Pfad entlang, der ein ganzes Stück am Meer entlang führte, bevor es durch den Wald und sogar ein minibisschen bergauf ging (kleiner funfact am Rande: der höchste “Berg” – also eher Erhebung – Estland befindet sich gerade mal etwas über 300 m über N.N.). Unter uns befanden sich scheinbar eine Art Steilklippen. In der Nähe sahen wir sogar einen Paraglider starten und genossen selbst den Ausblick, bevor wir uns auf den Rückweg machten.

Blick von der “Steilküste”
Viru Bog, Lahemaa Nationalpark

Tagesausflug

Eigentlich bin ich nicht so der Mensch, der irgendwelche streng durchgetakteten Ausflügen mit Organisationen bucht. Im September hab ich jedoch mal eine Ausnahme gemacht und so einen Trip gebucht.

Als erstes fuhren wir nach Rakvere, um die dortige Burg zu besichtigen. Angepriesen war diese als “Spielplatz für Erwachsene”. Wir besichtigten erstmal die Folterkammer, anschließend ging es durch die “Hölle” – eine kleines Labyrinth, welches schlecht beleuchtet war und wechselnde Bodenbeläge hatte. Danach ging es raus und jeder durfte mal Bogenschießen. Das Highlight war die Herstellung von Schießpulver und dem folgenden Abfeuern der Kanone.

Nach so viel Aktion hatten wir uns ein Mittagessen verdient. Gegessen wurde gemeinsam und es gab mittelalterlich angehauchte Speisen. Obwohl die Ritter im Mittelalter bestimmt keinen Käsekuchen und Kaffee hatten, war es sehr lecker.

Danach fuhren wir in den Lahemaa Nationalpark, um dort einem Biberpfad zu folgen. Biber sahen wir natürlich keine, sondern nur einen Damm, den sie gebaut hatten. Der Weg durch den Wald war wunderschön und es war toll, mal wieder draußen zu sein. Jedoch machte es mit mehr als 40 Leuten und unter Zeitdruck nicht ganz sooo viel Spaß.

Aber gut, weiter zu einem Maritimen Museum. Selbiges wurde von einem Mann in einem tollen Haus an der Küste aufgebaut. Alle ausgestellten Stücke und Fotografien/Karten/etc. hat er selbst zusammen gesammelt und außerdem hingen auch noch einige von ihm gemalte Bilder dort, sodass es viel zu bewundern gab. Wir hatten supertolles Wetter, welches es geradezu herausforderte, sich für eine Zeit einfach ans Wasser zu stellen, dem Rauschen der Wellen zuzuhören und den Ausblick zu genießen.

Danach ging es schon zur letzten Station: dem Viru Moor. Hier kann man auf Holzbalken kilometerweit laufen, in unserem Fall das gute Wetter genießen und das Moor bestaunen. Alles erstrahlte in bunten Herbstfarben, einige Leute waren unterwegs, um Cranberries oder Pilze zu sammeln und nach einer kurzen Stärkung mit Tee und Keksen ging es dann schon wieder zurück nach Tallinn.