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Sport

Bereits neulich wollte ich hier etwas zum Thema Sport schreiben. Nun bekommt man am Rande die Debatte in Social Media zum Thema “Völkerball” und der Empfehlung des Verbots dieses Spiels im Schulsport durch kanadische Forscher mit (zum Beispiel hier). Ein guter Punkt also, um anzusetzen.

Ich gehöre zu den Menschen, die nie gut im Sportunterricht waren. Dadurch hat sich in meiner Jugendzeit auch leider eine gewisse Sportmuffeligkeit entwickelt, die zum Glück aber wieder abgeklungen ist.

Der Fakt, dass ich weder besonders schnell, noch ausdauernd laufen kann, Bälle in meinen Händen ein Eigenleben entwickeln und ich sie weder gut fangen, noch werfen kann, ist im Schulsport leider sehr hinderlich. Meistens wurde ich als eine der letzten in die Mannschaft gewählt, mich hatte man besser nicht freiwillig im Team, egal um welches Spiel es ging. Turnen kann ich tatsächlich auch nur ein bisschen und Leichathletik brauchen wir erst gar nicht von zu reden. Die jährlich stattfindenden Bundesjugendspiele waren der blanke Horror und manchmal habe ich mir gewünscht, mir rechtzeitig vorher irgendwelche Knochen zu brechen, um nicht mitmachen zu müssen.

Ein Lichtblick waren die Mitschüler, die meine Not verstanden. Ein Kumpel zum Beispiel achtete beim Werfen darauf, den Ball so zu werfen, dass ich ihn auch fangen konnte. Aber im Sportunterricht ging es leider meistens nicht um fair play und wie man sich seinen Mitschülern gegenüber verhält. Gerade die guten Schüler, die ohnehin super sportlich waren, wurden gefühlt durch ihre guten Noten noch mehr angespornt, diese Sportlichkeit auch raushängen zu lassen.

Gefühlt sahen auch die Lehrer nicht, dass ich mich bemühte. Es hieß zwar immer, sie würden darauf achten, aber allein durch sich bemühen bekommt man auch keine guten Noten. In Frankreich schrieb meine Lehrerin sogar in Zeugnis, dass ich ein schwaches Niveau beim Volleyball hätte, mich aber nicht entmutigen lassen sollte. Meine Haltung gegenüber Volleyball lässt sich anhand dessen vielleicht ganz gut nachvollziehen.

Zurück zu Völkerball: wir haben es tatsächlich mit relativ fairen Regeln gespielt. Also, wer abgeworfen wurde, musste an den Rand und konnte dann selbst versuchen Gegner abzuwerfen. Und wenn der Mitschüler, der einen selbst abgeworfen hatte, abgeworfen wurde, durfte man auch wieder ins Feld. Das hatte den Vorteil, dass die eigene Mannschaft einem helfen konnte und wenigstens etwas Teamgeist gefördert wurde.

Meine Abneigung gegenüber dem Schulsport entstand also nicht aus dem Völkerball heraus. Wenn man sich einige Spielweisen an verschiedenen Schulen anschaut, kann man jedoch verstehen, dass es als eine Form des Mobbings betrachtet werden kann.

Allerdings glaube ich nicht, dass ein Verbot etwas bringen würde. Einerseits glaube ich nämlich, dass es genug Sportlehrer gibt, die das nicht interessieren würde und die es weiter spielen lassen würden. Andererseits ist das auch einfach nur ein negativer Punkt am Schulsport.

Bei uns wurden oft Spiele mit mehreren Mannschaften gespielt, sodass das Problem, zuletzt gewählt zu werden, immer wieder auftratt. Das Buhlen um gute Noten würde auch weiter fort bestehen.

Im Abi sollten wir für den Sportunterricht etwas darüber schreiben, was wir am Schulsport ändern würden. Ich muss vorher noch kurz erwähnen, dass ich ab der 9. Klasse die Möglichkeit hatte, zwischen verschiedenen Sportkursen zu wählen, in der Oberstufe war diese Auswahl sogar ziemlich breit gefächert.

Dennoch würde ich zu allererst die Noten im Sportunterricht abschaffen. Primär sollte es doch darum gehen, die Lust an der Bewegung zu fördern, vielleicht sogar zu entdecken, dass man in etwas besonders gut ist. Das ist aber hinderlich, wenn man dauernd mit ach und Krach versucht, eine halbwegs gescheite Note zustande zu bekommen, um sich den Schnitt nicht allzu sehr zu versauen. Die Bundesjugendspiele gehören komplett verworfen.

Außerdem könnte man schon in der 5. oder 7. Klasse anfangen, verschiedene Sportkurse anzubieten. Die Auswahl muss ja nicht zwischen 10 verschiedenen Kursen sein, aber vielleicht so 3 und man könnte ja auch zwei Klassenstufen zusammenlegen, um eine größere Auswahl zu schaffen. Bewegung ist wichtig und soll gut tun und genau das sollte dabei auch vermittelt werden. Vielleicht könnte man ab einer höheren Klassenstue auch über Ernährung reden, mal gemeinsam kochen oder Ähnliches. Gerade wenn es für die Schüler darauf hinausläuft, die Schule zu beenden und auszuziehen, ist es wichtig, eine Grundlage dafür zu schaffen.

In den letzten Jahren war ich ein ziemlicher Sportmuffel. Zwar war Bewegung jetzt nicht unbedingt das Schlimmste, aber ich war nicht in einem Verein und habe auch öfters mal mit kleinen Ausreden im Schulsport gefehlt. Geändert hat sich das erst in Frankfurt, als ich öfters schwimmen und irgendwann auch joggen gegangen bin. Dieses Semester habe ich sogar einen Uni-Sportkurs belegt und merke zum ersten mal so richtig, wie gut mir das tut und wie wichtig es ist. Inzwischen bin ich auch meistens mit meinem Fahrrad unterwegs und freu mich total darüber.

Aber das war eben nicht immer so. Und natürlich ist es auch leicht, die Schuld auf andere zu schieben, aber ich habe jahrelang gesagt, ich sei unsportlich und würde mich auch heute nicht als sportlich bezeichnen. Das kommt viel dadurch, dass ich mich oft mit anderen vergleiche und im Regelfall sind das Leute, die sportlicher sind als ich. Jedoch habe ich nicht mehr den Kampf um gute Noten. Sondern ich mache Sport, weil ich Lust darauf habe und es genieße. Und genau an diesem Punkt sollte meiner Meinung nach Schulsport ansetzen. Wettkämpfe kann man dann immer noch privat im Verein machen.